Die Initiative Lebensraum sucht Ehrenamtliche für Aktivitäten bei Tag und Nacht.

Sie sind meistens nachts unterwegs. Sie wandern durch Möhringen, Fasa­nenhof und Sonnenberg und man er­ kennt sie aufgrund ihrer nachtblauen Jacken. Nein, hier ist nicht die Rede von Nachtschwärmern oder nachtaktiven Tieren, sondern von den ehrenamtlichen Nachtwanderern der Initiative Lebensraum. „Unser Ziel ist es, präsent zu sein und mit Jugendlichen, die nachts draußen sind, ins Gespräch zu kommen“, sagt Rita Dormann, Leiterin des Projekts.

Das Prinzip der Nachtwanderer ist einfach: Sie sind in kleinen Gruppen unterwegs und versuchen sich mit Jugendlichen zu unterhalten und ihnen zu helfen. Meistens laufen drei Leute von 21 bis 23 Uhr typische Plätze ab, an denen sich Jugendliche aufhalten. „Wir sind aber keine Bürgerwehr, denn wir haben keinen gesetzlichen Auftrag, sondern uns liegen die Jugendlichen am Herzen“, sagt Dormann. Wenn die Ehrenamtlichen auf Jugendliche treffen, ist die erste Reaktion meistens misstrauisch, wie Björn Andersson, stellvertretender Projektleiter, erzählt: „Oft fragen sie am Anfang, wer wir sind und wer uns schickt. Doch wenn wir uns dann vorstellen und sagen, dass wir ehrenamtlich arbeiten, sind viele Jugendliche total beeindruckt.“

Um das Vertrauen der Jugendlichen zu gewinnen, sei es laut Andersson wichtig, regelmäßigen Kontakt zu haben, also regelmäßig auf Nachtwanderung zu gehen. „Wenn uns die Jugendlichen öfters gesehen haben, werden wir begeistert empfangen“, sagt Andersson. Momentan sei es jedoch nicht möglich, regelmäßig auf Wanderung zu gehen. „Wir haben nur vier bis sechs Ehrenamtliche im Team, das ist leider zu wenig.“ Deswegen sind Andersson und Dormann auf der Suche nach neuen Ehrenamtlichen. „Bei uns ist jeder willkommen, der sich engagieren möchte. Die Nachtwanderer sollten aber mindestens 25 Jahre alt und gut zu Fuß sein, da wir pro Wanderung fünf bis acht Kilometer laufen. Ein Einsatz ist meistens einmal in vier Wochen am Wochenende. Da wir ehrenamtlich Arbeiten, ist der Einsatzplan jedoch sehr flexibel und wenn jemand mal keine Zeit hat, kann auch abgesagt werden“, sagt Andersson.

Auch die Projektgruppe Leihgroßeltern sucht Ehrenamtliche. „Es herrscht eine sehr große Nachfrage nach Leihgroßeltern. Wir haben wahnsinnig viele interessierte Familien, die teilweise seit anderthalb Jahren auf der Warteliste stehen, aber leider zu wenig Großeltern“, sagt Birgit Keyerleben, Geschäftsführung der Initiative Lebensraum. Das Projekt funktioniert so, dass Eltern, die oftmals keine Großeltern in der Nähe haben, sich für ihre Kinder eine Oma oder einen Opa wünschen. Auf der anderen Seite stehen Menschen, die selber keine Enkel haben oder diese ebenfalls zu weit weg leben. Ist das der Fall, vermitteln Birgit Keyerleber und Jessica Knirsch. „Wir schauen uns die Familien und die Großeltern genau an und teilen dann zu, wie es für beide am Besten passt“, sagt Jessica Knirsch. Als Leihgroßeltern geeignet sind laut ihr alle, die Freude an Kindern haben. Außerdem gibt es keine Altersgrenze. „Wir haben zum Beispiel auch eine 45­Jährige, die Leihoma ist“, sagt Knirsch. Was mit den Enkeln unternommen wird, kann jeder selber entscheiden. „Meistens treffen sich die Großeltern einmal pro Woche mit den neuen Enkeln. Das Pro­gramm kann aber jeder selber gestalten“, sagt Knirsch. Die Leihgroßeltern sind speziell versichert und bekommen Kosten erstattet, die bei Aktivitäten mit den Kindern anfallen.

Obwohl die Initiative Lebensraum 120 Mitglieder hat, fehlen auch noch bei zwei weiteren Projekten ehrenamtliche Helfer. Zum einen beim Besucherbus Bethanien. Da das Pflegezentrum Bethanien in Möhringen nicht an das öffentliche Busnetz an­ geschlossen ist, können Menschen, die nicht mehr selber Auto fahren, das Pflegezentrum nur schwer erreichen. „Deswegen gibt es den Busservice. Wir fahren im 15­-Minuten­-Takt zwischen dem Bahnhof Möhringen und dem Pflegezentrum und nehmen nur Besucher mit“, sagt Manfred Dormann. Er ist einer der ehrenamtlichen Fahrer, die am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Sonntag im Einsatz sind. Gefahren wird mit dem eigenen Auto. Wer keins hat, dem steht ein Auto des Pflegezentrums zur Verfügung. Alle Fahrer bekommen Kilometergeld und sind speziell versichert. „Bei uns kann jeder mitmachen, der gerne Auto fährt und sich gerne mit Menschen unterhält“, sagt Manfred Rode. Er ist seit drei Jahren beim Projekt dabei. „Es ist einfach schön, zu sehen, dass man Leuten helfen kann.“ Bisher muss jeder Fahrer einmal im Monat einen Tag lang fahren. Da es jetzt zu wenig Fahrer sind, müssen manche Fahrer mehrmals die Woche fahren. Das möchte das Team verhindern und deswegen suchen Rode und Dormann Verstärkung.

Auch beim Besucherdienst werden weitere Ehrenamtliche gebraucht. Bei diesem Projekt werden allein lebende Menschen ein-­ bis zweimal in der Woche besucht und mit ihnen Zeit verbracht. „Beim Besucher­dienst ist die wichtigste Voraussetzung, dass man gut zuhören kann“, sagt Birgit Keyerleber. Ansonsten kann auch hier jeder mitmachen. Außerdem werden zusätzliche Schulungen für die Ehrenamtlichen angeboten.

Kontakt Wer Nachtwanderer, Leihgroßeltern, Busfahrer oder Mitglied im Besuchsdienst wer­ den möchte oder weitere Infos zu den Projekten der Ilm will, kann sich unter der Telefonnummer 0711 / 7 19 42 61 oder per Kontakformular auf der Hompage bei dem Vorsitzenden Friedrich Bretz melden.

(Felizitas Eglof)

Mit freundlicher Genehmigung der Filderzeitung vom 26.4.2018

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