Im Richterviertel, wo einst “d‘ Milche, d‘ Kraute ond d‘ Soife“, die von alten Möhringern so genannten drei großen Betriebe, beheimatet waren, sind moderne Neubauten entstanden. „D‘Soif“, einen Teil der Möhringer Wirtschaftsgeschichte, holte nun die Ehrenamtsgruppe des Heimatmuseums mit der Ausstellung „Sonderausstellung 2017 – Feinseifenwerk Walter Rau & Co“ wieder in die Gegenwart zurück.
Man schrieb das Jahr 1928, die Welt und mit ihr die Weimarer Republik taumelten einer großen Wirtschaftskrise entgegen. Trotzdem gründete der Anthroposoph Walter Rau auf dem Gelände, wo einst in Möhringen Johann Carl Widmaier das „Filder-Gold“ brauen ließ, das „Feinseifenwerk Walter Rau”, später umbenannt in „Walter Rau GmbH & Co. KG Speickwerk“ oder heute geläufiger „Speick Naturkosmetik“. Ende der 60er-Jahre wurden erst Produktion und Versand, 2008 auch der Rest des Stammsitzes von Möhringen in die Benzstraße nach Leinfelden-Echterdingen verlegt. Auch heute noch ist die Firma im Familienbesitz. Sie wird von Wikhart Teuffel, dem Enkel des Firmengründers, geleitet. Die Ausstellung im Heimatmuseum betrachtet das alte Familienunternehmen von der Gründung bis in die heutige Zeit. Natürlich geht es dabei vor allem auch um „Speick“.
Im Museum erschließt sich schnell der Ursprung des seltsam anmutenden Firmennamens. Dazu der Originalton: „In den österreichischen Alpen wächst hoch oben ab 1800 Metern Höhe das kleine unscheinbare Speick-Pflänzchen, das den klassischen Produkten der Firma seinen Namen gab.“ Diese Baldrian-Art hat eine vornehme Geschichte. „Vor über 2000 Jahren war der Speick im Orient ein begehrter Rohstoff sowohl für Schönheitssalben als auch zur Aromatisierung der Bäder“, verrät die Ausstellung. Und: „In den pharmazeutischen Büchern der letzten Jahrhunderte wurde der Speick ( Valeriana celtica) als Heilpflanze beschrieben.“ Schon Firmengründer Rau legte fest, „die in der Speick- Pflanze enthaltenen Inhaltsstoffe dem Menschen nutzbar zu machen“. Speick Naturkosmetik heute ist die Fortführung dieser Vision. Sie ist verbunden mit dem Bewusstsein für das ökologische und soziale Gefüge, in das auch die Almbauern der österreichischen Region Nockberge eingebunden sind.
(Klaus Grundgeier)
Mit freundlicher Genehmigung von Möhringen Aktuell, Ausgabe Juni 2017