Das Heimatmuseum im Spitalhof zeigt alles rund um die Seifenfirma Speick.

Vor fast 90 Jahren, im Jahr 1928, wurde die Firma Speick am Standort an der Sigmaringer Straße in Möhringen gegründet. Der damalige Firmenchef, Walter Rau, wollte etwas Neues schaffen, etwas, das es bis dato so nicht gab: Eine Seife aus rein natürlichen Stoffen, die nicht nur zum Putzen, sondern zur Hautpflege dienen sollte – ein Luxusprodukt. In Büchern über Heil- und Drogenpflanzen aus dem 15. Jahrhundert entdeckte er die Speick-Pflanze, die dem Baldrian ähnlich ist. „Bis heute ist die Speick-Pflanze die Basis all unserer Produkte“, sagt Gudrun Leibbrand, die Marketingchefin der Firma, welche zusammen mit den Ehrenamtlichen des Heimatmuseums die Ausstellung auf die Beine gestellt hat. Dabei ist die Pflanze nicht leicht zu beschaffen: Ausschließlich in den Kärntner Alpen in Österreich, auf einer Höhe von mehr als 1800 Meter lässt sich das Gewächs mit dem lateinischen Namen Valeriana celtica überhaupt anbauen. Alles in Handarbeit, heute genauso wie vor 90 Jahren.

Ganz in der Tradition der anthroposophischen Leere wird bei der Gewinnung des Öls aus der Pflanze kein Teil der Rohstoffe vergeudet: „Obwohl die Wurzel am meisten Wirkstoffe enthält, wird die ganze Pflanze verwendet“, sagt Leibbrand. Ein weiteres Merkmal, das sich über die lange Firmengeschichte erhalten hat, ist die lachsrosa Farbe der Seife – ebenfalls eine Anregung aus der Anthroposophie, deren Lehre von dem Firmengründer Rau geschätzt wurde. Neben Zeugnissen aus der Entstehungsgeschichte der Firma werden in der Ausstellung im Spitalhof auch einige besondere Speick-Artikel der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. So wie zum Beispiel das „Speick-Geld“: kleine, extra für die Mitarbeiter in Möhringen geprägte Münzen, mit denen in der Caféteria Essen und Getränke gekauft werden konnten. „Beim Umzug nach Leinfelden-Echterdingen haben wir die Münzen glücklicherweise wieder gefunden“, sagt Leibbrand. Oder auch alte Werbeplakate aus den 1950ern, die von der Grafikerin und Künstlerin Lilo Rasch-Naegele extra für die Seifenfirma designt wurden.

Aber auch der klassische Herstellungsprozess von Seife wird aufgezeigt. Außerdem können Besucher sich über ganz besondere Exponate freuen, wie zum Beispiel über eine extra Pflegeserie für Babys und Kleinkinder. Zu guter Letzt bietet die Ausstellung die Möglichkeit, Spannendes zu erfahren: So benutzte man früher unter anderem getrocknete Biberhoden, um den Duftstoff zu tragen. Dieser wurde gemahlen und so weiterverarbeitet. „In den ersten 40 Jahren haben wir ausschließlich in Möhringen produziert“, so Leibbrand. Weitere 40 Jahre teilte man den Standort, der aufgrund der großen Nachfrage zu klein geworden war, und expandierte nach Leinfelden-Echterdingen. Erst im Jahr 2008 zog das traditionsreiche Familienunternehmen komplett um. „Wir wollten einer so bekannten Möhringer Firma eine Ausstellung widmen“, sagt Irene Reichert vom Heimatmuseum. Schließlich würden noch alle Möhringer das alte Speick-Areal an der Sigmaringer Straße ebenso kennen, wie den charakteristischen Duft der Seifen. „Wir haben bei Speick mit der Idee zur Ausstellung offene Türen eingerannt“, sagt Reichert, die froh über die Eröffnung am Donnerstag, 1. Juni, ist.

Die Ausstellung über die Firma Speick im Heimatmuseum im Spitalhof Möhringen, Filderbahnstraße 29, wird am Donnerstag, 1. Juni, 19 Uhr, eröffnet. Der Enkel des Gründers Walter Rau, Wikhart Teuffel, wird anwesend sein. Während der Dauer der Ausstellung vom 4. Juni bis zum 3. September ist das Heimatmuseum nur sonntags von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenfrei.

Interesse am Heimatmuseum? Das Team der Ehrenamtlichen um Inge Epping sucht Verstärkung. Geschichtskenntnisse sind nicht erforderlich; einzig die Begeisterung zählt. Wer Lust hat, kann sich bei Inge Epping über die Initiative Lebensraum Möhringen melden, und zwar per E-Mail.

(Daniela Engel)

Mit freundlicher Genehmigung der Filderzeitung vom 31.05.2017

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