Die Ilm hat mehr als 20 Leihgroßeltern. Es gibt noch mehr Familien, die sich Unterstützung wünschen.
Als Jasper noch klein war, schob Barbara ihn im Kinderwagen von einer Baustelle zur anderen. Denn der Eineinhalbjährige hielt überall nach Baggern Ausschau. Und Barbara ließ ihn gewähren, so wie es sich für eine Oma gehört, die ihrem Enkel jeden Wunsch erfüllen will. Doch Barbara ist mit Jasper nicht verwandt, sie war und ist seine Leihoma. Vor gut vier Jahren hat die Initiative Lebensraum Möhringen-Fasanenhof-Sonnenberg (ILM) das Projekt ins Leben gerufen. Inzwischen gibt es 21 Leihgroßeltern. Die Diakonin Birgit Keyerleber und Jaspers Mutter Jessica Knirsch zeichnen für das Projekt verantwortlich.
Anfragen von zwei Hochschulen
Die Leihgroßeltern sind ein Erfolg. Das beweisen vor allem die vielen Familien, für die Unterstützung gefunden werden konnte. Zudem haben Studenten Interesse an dem Projekt. Horads, der Radiosender der Hochschule der Medien (HdM), hat mehrere Leihomas, Leihopas und Leihenkel interviewt und einen Beitrag daraus gemacht. Die Studierenden präsentierten diesen bei der Nacht der Medien, der traditionellen Veranstaltung am Ende eines jeden Semesters. Zudem haben sich zwei Studenten der Hochschule für Kommunikation in Schwäbisch Gmünd in ihrer BachelorArbeit mit den Möhringer Leihgroßeltern beschäftigt. Sie haben ein System entwickelt, bei dem sich Familien und Leihgroßeltern ausschließlich über eine Plattform im Internet finden. „Das hat bei unseren Familien einen Sturm der Entrüstung ausgelöst“, sagt Keyerleber und lacht. Denn sie und Knirsch setzen auf Hausbesuche, um sicherzugehen, dass die Chemie zwischen den Familien und den Leihgroßeltern stimmt. Überhaupt investiert die Ilm viel Zeit in das Projekt. Denn zum Konzept gehören auch regelmäßige Weiterbildungen für die Leihgroßeltern und Treffen zum Erfahrungsaustausch. Geld bekommen die Leihomas und Leihopas aber nicht. „Es ist ein Ehrenamt“, betont die Diakonin. Allerdings sind die Ehrenamtlichen versichert und sie bekommen Fahrtkosten erstattet. Die Ilm geht davon aus, dass sich die Leihgroßeltern einmal in der Woche einen Nachmittag Zeit nehmen oder auch mal abends die Eltern entlasten, damit diese mal wieder ins Kino oder Restaurant gehen können.
Ein Generationenprojekt
Ansonsten wird von den Leihgroßeltern lediglich erwartet, dass sie mit Kindern ihre Zeit verbringen wollen. Die Familien sollten die Leihomas und Leihopas ein wenig an ihrem Leben teilhaben lassen. „Wir erleben das immer wieder, dass die Leihomas und Leihopas nach einer Weile auch zu Familienfeiern eingeladen werden“, sagt Keyerleber. Knirsch ergänzt: „Viele ältere Menschen freuen sich, wenn sie wieder einen Gesprächspartner haben.“ Darum gehe es bei dem Projekt, sagt Keyerleber, um Beziehungen zwischen Alt und Jung. „Es ist ein Generationenprojekt“, sagt die Diakonin. „Die Familien bekommen Unterstützung, aber sie sollen dafür auch etwas zurückgeben“, so Knirsch.
Kontakt: Die Ilm hat derzeit sechs Familien auf einer Warteliste, die sich Unterstützung wünschen. Wer Interesse an dem Projekt hat, kann sich bei Birgit Keyerleber unter Telefon 45 74 51 oder Jessica Knirsch unter Telefon 7 16 81 03 melden.
Mit freundlicher Genehmigung der Filderzeitung vom 27.03.2015
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